Jahresabschluss: Definition, Bestandteile & Fristen
- OFFIZ Content Team
- 9. Juli 2024
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 3. März

Ein Jahresabschluss ist für viele Unternehmen eine gesetzliche Pflicht und zugleich ein wertvolles Instrument zur Finanzanalyse und -planung. Dieser umfassende Bericht, der am Ende eines Geschäftsjahres erstellt wird, bietet einen detaillierten Überblick über die finanzielle Lage und Leistung eines Unternehmens. Lesen Sie weiter, wenn Sie wissen möchten, welche Unternehmen einen Jahresabschluss erstellen müssen, welche von dieser Pflicht befreit sind und welche Bestandteile ein vollständiger Jahresabschluss umfasst. Zusätzlich erfahren Sie, wie ein Jahresabschluss erstellt wird, welche Fristen einzuhalten sind und mit welchen Kosten zu rechnen ist.
Inhaltsverzeichnis:
Was ist der Jahresabschluss?
Ein Jahresabschluss ist ein wichtiger Bestandteil des Finanzmanagements eines Unternehmens. Am Ende jedes Geschäftsjahres erstellt ein Unternehmen diesen Bericht, um einen Überblick über seine finanzielle Lage und Leistung zu geben. Dieser Abschluss hilft nicht nur den Eigentümern und Managern des Unternehmens, sondern auch Investoren, Banken und anderen Interessengruppen, die finanzielle Gesundheit und Entwicklung des Unternehmens zu beurteilen.
Jahresabschluss Definition
Der Jahresabschluss ist Bestandteil der Rechnungslegung und stellt die finanzielle Situation eines Unternehmens am Ende des Geschäftsjahres dar. Er fasst alle finanziellen Aktivitäten und Transaktionen des Unternehmens zusammen und gibt einen umfassenden Überblick über dessen Vermögenswerte, Verbindlichkeiten, Einnahmen und Ausgaben.
Der Jahresabschluss ist nicht nur eine gesetzliche Pflicht für viele Unternehmen, sondern auch ein wertvolles Werkzeug, um finanzielle Entscheidungen zu treffen und die Zukunft des Unternehmens zu planen. Durch die Analyse des Jahresabschlusses können Stärken und Schwächen des Unternehmens identifiziert und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. So hilft der Jahresabschluss dabei, das Unternehmen auf einen erfolgreichen Kurs für die kommenden Jahre zu bringen.
Wie nennt man den Jahresabschluss in englischer Sprache?
Auf Englisch wird der Jahresabschluss als "annual financial statement" oder "financial report" bezeichnet, der typischerweise eine Bilanz ("balance sheet"), eine Gewinn- und Verlustrechnung ("income statement" oder "profit and loss statement"), einen Anhang ("notes to the financial statements") und einen Lagebericht ("management report") umfasst.
Wer muss einen Jahresabschluss erstellen?
Einen Jahresabschluss müssen alle Unternehmen erstellen, die zur doppelten Buchführung verpflichtet sind. Dazu zählen verschiedene Arten von Gesellschaften. Personengesellschaften wie Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR), offene Handelsgesellschaften (OHG) und Kommanditgesellschaften (KG) müssen einen Jahresabschluss erstellen.
Auch Kapitalgesellschaften wie Aktiengesellschaften (AG), Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) und Unternehmergesellschaften (UG) sind dazu verpflichtet. Zudem betrifft die Pflicht auch Mischformen, wie AG & Co. KG, GmbH & Co. KG und UG & Co. KG. Diese Unternehmen müssen ihre finanzielle Lage am Ende jedes Geschäftsjahres detailliert dokumentieren.
Wer ist von einem Jahresabschluss befreit?
Kleingewerbetreibende und Freiberufler sind in der Regel nicht verpflichtet, einen vollständigen Jahresabschluss zu erstellen. Für sie genügt oft eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR), die ihre Einnahmen und Ausgaben gegenüberstellt. Trotzdem kann es auch für diese Unternehmen sinnvoll sein, freiwillig einen Jahresabschluss zu erstellen, um eine klare Übersicht über ihre finanzielle Situation zu haben und besser planen zu können.
Für Einzelkaufleute gibt es eine Umsatzgrenze: Wenn der jährliche Umsatz an den Abschlussstichtagen von zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren 600.000 € nicht überschreitet und der Jahresüberschuss maximal 60.000 € beträgt, sind sie von der Pflicht zur Bilanzierung und damit zur Erstellung eines Jahresabschlusses befreit.

Bestandteile: Was muss ein Jahresabschluss nach dem HGB beinhalten?
Die wichtigsten Bestandteile eines Jahresabschlusses sind laut Handelsgesetzbuch die Bilanz, die GuV (Gewinn- und Verlustrechnung), der Anhang und gegebenenfalls der Lagebericht. Jeder dieser Bestandteile erfüllt eine spezifische Funktion und liefert wichtige Informationen für die Beurteilung der wirtschaftlichen Situation eines Unternehmens.
Bilanz: Sie zeigt die Vermögenswerte (Aktiva) und Schulden (Passiva) des Unternehmens und gibt einen Überblick über dessen finanzielle Struktur.
Gewinn- und Verlustrechnung (GuV): Sie stellt die Erträge und Aufwendungen gegenüber und zeigt, ob das Unternehmen einen Gewinn oder Verlust erzielt hat.
Anhang: Dieser enthält zusätzliche Erläuterungen zu den Zahlen in der Bilanz und der GuV und gibt weitere wichtige Informationen zur wirtschaftlichen Lage.
Lagebericht: Er bietet eine ausführliche Analyse der Geschäftsentwicklung und -lage sowie der zukünftigen Chancen und Risiken. Er ist für größere Unternehmen verpflichtend.
Kapitalflussrechnung: Sie zeigt die Ein- und Auszahlungen eines Unternehmens während des Geschäftsjahres und gibt Einblick in dessen Liquiditätslage.
Eigenkapitalspiegel: Er zeigt die Veränderungen im Eigenkapital eines Unternehmens über das Geschäftsjahr hinweg.
Die konkreten Anforderungen an den Jahresabschluss variieren je nach Rechtsform des Unternehmens. Die Übersicht zeigt, welche Bestandteile bei den unterschiedlichen Rechtsformen erforderlich sind:
Bestandteile | Einzelkaufleute | Personengesellschaften | Kapitalgesellschaften | Kapitalmarkt-orientierte Kapitalgesellschaften |
Bilanz | Optional (siehe Umsatzgrenze) | Ja | Ja | Ja |
Gewinn- und Verlustrechnung | Optional (siehe Umsatzgrenze) | Ja | Ja | Ja |
Anhang | Nein | Ja (bestimmte Größenklassen) | Ja | Ja |
Lagebericht | Nein | Nein | Ja (bestimmte Größenklassen) | Ja |
Kapitalflussrechnung | Nein | Nein | Nein | Ja |
Eigenkapitalspiegel | Nein | Nein | Nein | Ja |
Was ist der Unterschied zwischen Jahresabschluss und Bilanz?
Der Jahresabschluss ist ein umfassender Bericht über die finanzielle Lage eines Unternehmens am Ende eines Geschäftsjahres. Er umfasst verschiedene Finanzberichte wie die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung sowie oft auch den Anhang und den Lagebericht. Die Bilanz ist dabei laut HGB ein zentraler Bestandteil des Jahresabschlusses. Sie liefert eine Momentaufnahme der Vermögenswerte und Schulden des Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt und muss zum Bilanzstichtag vorliegen.
Wie erstellt man einen Jahresabschluss?
Das Erstellen eines Jahresabschlusses umfasst einige wesentliche Schritte, um die finanzielle Lage eines Unternehmens korrekt darzustellen.
Schritt 1: Vorbereitung der Buchführung Zunächst werden alle finanziellen Transaktionen des Jahres überprüft und dokumentiert, um sicherzustellen, dass alle Daten vollständig und korrekt sind.
Schritt 2: Erstellung der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung Anschließend wird die Bilanz erstellt, die die Vermögenswerte und Schulden des Unternehmens zeigt. Parallel dazu wird die Gewinn- und Verlustrechnung erstellt, die die Einnahmen und Ausgaben des Jahres zusammenfasst und den Gewinn oder Verlust ausweist.
Schritt 3: Anhang und Lagebericht Zusätzliche Informationen und Erläuterungen werden im Anhang bereitgestellt. Größere Unternehmen fügen auch einen Lagebericht hinzu, der die Geschäftsentwicklung und zukünftige Risiken beschreibt.
Schritt 4: Prüfung und Einreichung Dann wird der Jahresabschluss auf Richtigkeit geprüft und bei den zuständigen Behörden eingereicht.
Welche Fristen gelten für den Jahresabschluss?
Die Fristen für die Erstellung und Einreichung eines Jahresabschlusses sind abhängig von der Rechtsform des Unternehmens und den gesetzlichen Vorgaben. Diese Fristen müssen eingehalten werden, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden und Transparenz gegenüber den Stakeholdern zu gewährleisten.
Kapitalgesellschaften (GmbH, AG, UG) Grundsätzlich müssen die gesetzlichen Vertreter einer Kapitalgesellschaft den Jahresabschluss innerhalb der ersten drei Monate des neuen Geschäftsjahres für das vergangene Geschäftsjahr aufstellen. Das bedeutet, dass bei einem Geschäftsjahr, das dem Kalenderjahr entspricht, der Jahresabschluss bis zum 31. März des folgenden Jahres fertig sein muss.
Kleine Kapitalgesellschaften Für kleine Kapitalgesellschaften (bis 12 Mio. Euro Umsatz; 6 Mio. Euro Bilanzsumme und bis 50 Mitarbeiter) räumt der Gesetzgeber etwas mehr Spielraum ein. Sie dürfen den Jahresabschluss später aufstellen, wenn dies einem ordnungsgemäßen Geschäftsgang entspricht. Spätestens muss der Jahresabschluss jedoch sechs Monate nach Ende des Geschäftsjahres erstellt sein.
Einzelunternehmer und Personengesellschaften (GbR, OHG, KG) Bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften gelten 6 bis 9 Monate als angemessene Frist für die Erstellung des Jahresabschlusses. Das heißt, diese Rechtsformen müssen ihren Jahresabschluss spätestens 9 Monate nach Ende des Geschäftsjahres aufstellen und vorlegen.

Jahresabschluss veröffentlichen: Die Publizitätspflicht
Die Publizitätspflicht bezieht sich auf die gesetzliche Verpflichtung von Unternehmen, ihre Jahresabschlüsse offenzulegen. Diese Pflicht ist ein wichtiger Bestandteil der Finanzberichterstattung und dient dazu, Transparenz und Vertrauen im Wirtschaftsleben zu fördern.
Nicht alle Unternehmen sind verpflichtet, ihre Jahresabschlüsse offenzulegen. Die Pflicht zur Veröffentlichung hängt von der Rechtsform und der Größe des Unternehmens ab.
Kapitalgesellschaften: Dazu gehören Aktiengesellschaften (AG), Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) und Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA). Diese Unternehmen sind in der Regel verpflichtet, ihre Jahresabschlüsse offenzulegen.
Unternehmen von öffentlichem Interesse: Diese Unternehmen müssen immer Ihren Jahresabschluss veröffentlichen. Dazu zählen Banken, Versicherungen, Kreditinstitute und andere Unternehmen, die aufgrund ihrer Bedeutung für die Allgemeinheit oder das Finanzsystem besonderen Offenlegungspflichten unterliegen.
Zudem müssen alle Unternehmen, die in drei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren zwei der aufgelisteten Kriterien erfüllen- veröffentlichen.
Umsatzerlöse von über 130 Millionen Euro
Eine Bilanzsumme von mehr als 65 Millionen Euro
Mehr als 5000 Mitarbeiter
Umfang der Publizitätspflicht:
Nicht alle publizitätspflichtigen Unternehmen müssen ihren Jahresabschluss in gleichem Umfang veröffentlichen. Je nach Größenklasse unterscheiden sich die Anforderungen an die Offenlegung.
Kleine Unternehmen: Bilanzsumme bis 6 Mio. €, Umsatzerlöse bis 12 Mio. €, bis 50 Mitarbeiter. Müssen lediglich eine verkürzte Bilanz und einen verkürzten Anhang veröffentlichen. Eine Gewinn- und Verlustrechnung muss nicht veröffentlicht werden.
Mittelgroße Unternehmen: Bilanzsumme bis 20 Mio. €, Umsatzerlöse bis 40 Mio. €, bis 250 Mitarbeiter. Müssen eine Bilanz, eine Gewinn- und Verlustrechnung sowie einen Anhang veröffentlichen. Der Anhang kann jedoch verkürzt sein.
Große Unternehmen: Überschreiten mindestens zwei der drei Kriterien für mittelgroße Unternehmen. Sie müssen eine vollständige Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung, Anhang und oft auch einen Lagebericht veröffentlichen.
Die Veröffentlichung erfolgt in der Regel im Bundesanzeiger, einem offiziellen Publikationsorgan der Bundesregierung. Unternehmen, die ihrer Offenlegungspflicht nicht nachkommen, müssen mit Sanktionen rechnen.
Jahresabschluss Kosten
Die Kosten für die Erstellung eines Jahresabschlusses können je nach Unternehmensgröße und -komplexität stark variieren. Es ist oft sinnvoll, einen Steuerberater zu beauftragen, um sicherzustellen, dass der Abschluss korrekt und fristgerecht erstellt wird. Ein Steuerberater kennt alle gesetzlichen Anforderungen und hilft, Fehler zu vermeiden, die später teuer werden könnten. Obwohl dies zunächst Kosten verursacht, lohnt es sich oft langfristig.
Unternehmen können Geld sparen, indem sie selbst in der Buchhaltung Vorarbeit leisten. Eine regelmäßige Buchführung, die stets aktuell gehalten wird, und eine systematische Aufbewahrung aller Belege und Dokumente erleichtern die Arbeit des Steuerberaters. Der Einsatz von Buchhaltungssoftware kann ebenfalls dazu beitragen, die Daten leicht zugänglich und konsistent zu halten. Wenn alles gut vorbereitet ist, braucht der Steuerberater weniger Zeit für die Auf- und Nachbereitung, was die Kosten senkt.
OFFIZ-Video: Alle Informationen zum Jahresabschluss
Wenn Sie lieber zuhören, gibt’s hier die wichtigsten Infos zum Jahresabschluss nochmal in einer kompakten und verständlichen Zusammenfassung. Viel Spaß beim Anschauen!
Fazit
Ein gut erstellter Jahresabschluss ist mehr als nur eine gesetzliche Verpflichtung – er ist ein entscheidendes Instrument zur Steuerung und Planung eines Unternehmens. Durch die genaue Dokumentation und Analyse der finanziellen Aktivitäten können Unternehmen ihre wirtschaftliche Lage besser verstehen, Stärken und Schwächen identifizieren und fundierte Entscheidungen für die Zukunft treffen. Die Beachtung der Fristen und der Publizitätspflicht sorgt zudem für Transparenz und Vertrauen bei Investoren und anderen Interessengruppen. Mit einer sorgfältigen Vorbereitung und der richtigen Unterstützung können Unternehmen die Erstellung ihres Jahresabschlusses effizient und erfolgreich bewältigen.